SCHAU IN DEN SPIEGEL
Es ist keine leichte Sache, Jahre
damit zu verbringen, sich anzustrengen und eine bestimmte Position im Leben zu
erreichen. In den ersten Jahre im Berufsleben… Die vielen dummen Fehler, die
gemacht wurden… Die Zeit, die nicht mit der Arbeit, sondern mit dem Korrigieren
von Fehlern verbracht wurde… Es bleibt einem kaum noch etwas anderes übrig, als
laut zu schreien: „Genug, ich schaffe das nicht!“
Ist es einfach, nach dem Vorsatz, dieses Mal vorsichtiger zu sein, gerade an
den unerwarteten Stellen Fehler zu machen? Ein Projekt, das eigentlich
abgeschlossen schien, wieder neu zu beginnen… Die Kosten für die Zeit, Arbeit
und Material zu tragen… Sich abzumühen, ohne Verluste aus der begonnenen Arbeit
herauszukommen… Ist das wirklich einfach?
Jahre vergehen. Man möchte etwas
sehen, etwas erreichen, nachdem so viele Jahre vergangen sind. Die Fehler… Ach,
die Fehler… Zum Glück sind sie vorbei. Der Gedanke, endlich ruhigere,
fehlerfreie Aufträge abzuliefern, kommt immer wieder auf, auch wenn man sich
sagt: „Jetzt ist die Zeit gekommen.“ Wir möchten unsere Arbeit mit Stolz
abliefern, aber wenn man sich umschaut, scheint es, als ginge es den anderen
vor allem darum, noch mehr zu verdienen. „Möge Allah ihnen mehr geben“, sagt
man sich, aber warum schaut man dann immer auf das Leben der Freunde, die
denselben Job machen? Man kann es einfach nicht anders: „Die sind längst reich
geworden. Ihre Autos sind besser als meine, sogar die Autos ihrer Frauen!“
Es war der letzte Tropfen, als er
sich gegenüber seiner Frau schämte, der das Fass zum Überlaufen brachte. „Tropfen“,
sage ich, aber für mich war es wie ein Ozean. Man leidet selbst, aber man will
nicht, dass die geliebten Menschen denselben Schmerz erfahren müssen.
Es war nach dem Essen. Während ich im Wohnzimmer saß, hörte ich meine Frau mit
ihrer Freundin telefonieren. „Das geht nicht“, sagte sie. „Wie soll ich mit dem
Kind auf dem Schoß bis dorthin kommen? Für euch ist es einfach Ihr habt ein
Auto. Und Keiner von euch wohnt hier in der Nähe!“
Dann schloss sich die Küchentür leise. Der Klang der sich schließenden Tür
hallte sich in meinen Ohren wider. Sie wollte nicht, dass ich es höre. Sie
hatte Angst, dass ich traurig wäre, wenn ich es hörte. Wenige Minuten später
kam sie mit dem Kaffee, den sie für mich gemacht hatte. Ihr wahres Ziel war
nicht der Kaffee. Sie wollte wissen, ob ich es gehört hatte. Ich tat so, als ob
es mich n icht stören würde, doch innerlich dachte ich: „Es tut mir weh, dass
ich kein Mann werden konnte.“
Es ging nicht um Faulheit, nicht
ums Nicht-Können. Es ging darum, dass wir nicht die gleichen Möglichkeiten
hatten wie sie. Die großen Aufträge gingen immer an sie. Sie hatten das
Netzwerk, das uns fehlte. Sie nahmen die Aufträge an, selbst wenn sie die
Arbeit nicht so gut beherrschten wie ich.
Das große Geschäft, das wie eine
Chance aussah, kam genau nach der Nacht, in der die Küchentür geschlossen
wurde. Als sie versuchten, den richtigen Weg zu einem Adressziel zu finden,
verloren sie die Orientierung. Sie kamen rein, um nach dem Weg zu fragen. Als
sie sahen, dass wir die Arbeit verpackten, sagten sie: „Wir brauchen auch
sowas.“ Ihre Anfrage war größer als meine gesamte Produktion in sechs Monaten.
Als sie den Preis erfragten, konnten sie es kaum fassen. Einer rief dem anderen
zu: „Ich hab’s dir doch gesagt, der Typ betrügt uns! Lass uns den Job mit ihm
beenden. Sieh mal, die Waren deines Bruders sind sogar besser als unsere!“
Das traf mich mitten ins Herz.
Natürlich dachte ich, dass ihre Produkte von guter Qualität waren. Aber ich
versuchte, ihr Vertrauen zu gewinnen, trotz der offenen Rechnungen, die wir
hatten. Vielleicht würde ich ja bald auch ein großer Kunde werden. Und wer
weiß, vielleicht würde ich durch diese Referenz in ein neues Netzwerk kommen.
Kurze Zeit später wuchsen die
Bestellungen, sie wuchsen und wuchsen. Bis ich sie nicht mehr erreichen konnte.
Die Schulden, die ich aufgenommen hatte, um den Betrieb aufrechtzuerhalten… Die
offenen Rechnungen bei den Lieferanten… Nach Jahren der Zusammenarbeit standen
plötzlich Kunden vor der Tür, die ich nie gesehen hatte. Während ich mir den
Kopf zerbrach, was ich tun sollte, fragte mich mein Nachbar: „Hast du nicht
gemerkt, dass die Typen Betrüger sind?“
Willst du die Wahrheit hören? Ich habe es nicht gemerkt. Es kam mir in den
Sinn, aber wie gesagt, es war der Klang der Küchentür… Mein Wunsch war so groß,
dass ich darüber hinwegsah. Was hatte dieser große Firmeninhaber in einer
Produktionshalle zu suchen? Wenn sie wirklich so professionell sind, warum
arbeiten sie dann ohne Verträge und auf offene Rechnung? Warum nutzen sie
persönliche Handynummern, wenn sie angeblich so „korporiert“ sind?
Der Wunsch war zu groß,
Der Vergleich mit anderen,
Der Wunsch, gemocht zu werden,
Meine Ungeduld in diesem Prozess, all das hatte meine Augen verblendet.
Ich hatte es kommen sehen, das war wohl der Preis. Zum Glück wurden sie dabei
erwischt, als sie versuchten, die Ware zu verkaufen, und der Schaden war nicht
so groß.
Wer bin ich?
Schau in den Spiegel!
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